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Veröffentlicht am 22. April 2024

Die E-Vignette – Innovation auf Schweizer Strassen

Der Release der E-Vignette 2024 stiess auf grosses Interesse. 142 000 E-Vignetten wurden in den ersten 24 Stunden gekauft. Damit das System trotz Ansturm reibungslos funktioniert, hat sich das Entwicklerteam gut vorbereitet.

Autofahrende können seit letztem Jahr die Autobahnvignette in elektronischer Form im Via Webshop beziehen – eine Anwendung, die auf der Infrastruktur des BIT betrieben wird und über das ePortal erreichbar ist. Mit der E-Vignette wurde eine weitere Dienstleistung für die Bevölkerung digitalisiert und die Interaktion mit der Verwaltung vereinfacht. Entwickelt hat die E-Vignette ein gemeinsames Projektteam des Programms DaziT, bestehend aus Mitarbeitenden des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) und des BIT. Zuständig für die Entwicklung und den Betrieb ist das Team Flix*.

In zwei Minuten zur E-Vignette – einfach und datensparsam

Den Ansturm auf die E-Vignette 2024 im Dezember hat das Team gut gemeistert. Um den stabilen Betrieb zu gewährleisten, wurden in den beiden Monaten vor dem Release etliche Performance-Tests durchgeführt. Aber auch ein erster Release der E-Vignette 2023 im August des vergangenen Jahres ermöglichte es, das System zu testen. Das Team Flix konnte so bereits erste Rückmeldungen auf- und nötige Anpassungen vornehmen.

Die kontinuierlichen Performance-Tests haben sich gelohnt, denn 142 000 Verkäufe in 24 Stunden sind eine ganze Menge. Vom 1. Dezember bis Ende Januar wurden über 2 Mio. E-Vignetten verkauft. Für Peter Erni, Scrum Master des Teams Flix war klar, dass bei so hohen Zugriffszahlen auch nur kleine Fehler im System behoben sein müssen: «Bei Applikationen mit solch grosser Nutzung sind Zuverlässigkeit und Einfachheit zentral, da man sonst in Supportanfragen untergeht». Um diese zu minimieren, sind aber nicht nur Performance-Tests zentral. Denn es war das Ziel ein möglichst einfaches, benutzerfreundliches Tool zu entwickeln: «Die E-Vignette soll innerhalb von zwei Minuten gekauft werden können», sagt Alain Dulio, von der Programm- und Projektkommunikation DaziT. Das soll nicht nur zu einem angenehmen Benutzererlebnis für die Autofahrenden führen, sondern auch Zollmitarbeitende und den technischen Support entlasten.

Benutzerfreundlich ist nicht nur die Bedienungsoberfläche auf der man sich schnell zurechtfindet, sondern auch die Tatsache, dass ein Kauf schon mit minimalen Angaben möglich ist. Die Anwendung ist bewusst datensparsam aufgebaut: Nur Fahrzeugkategorie, Zulassungsland und Kontrollschildnummer müssen beim Kauf angegeben werden. Die Eröffnung eines Benutzerkontos ist nicht nötig. Wird das Auto mit anderen Personen geteilt, kann es sich lohnen, die Option «öffentlich einsehbar» zu wählen. So können alle Lenkerinnen und Lenker sehen, ob bereits eine E-Vignette gekauft wurde. Zusätzlich können weitere Angaben wie die E-Mail-Adresse erfasst werden, falls man sich eine Quittung zustellen lassen möchte. Die Daten werden auf einem Server in der Schweiz gespeichert und sind gut geschützt.

Was mit nur wenigen Klicks gekauft ist, hat im Hintergrund eine komplexe Struktur mit unterschiedlichsten Bausteinen, die ineinandergreifen müssen.

Modular wie Lego – die Microservice-Architektur

Die E-Vignette verfügt über eine Microservice-Architektur. Sie besteht also aus vielen verschiedenen Bausteinen, sogenannten Microservices. Jeder Microservice führt einen Teil der Funktionalität aus. Diese Microservices ermöglichen einen modularen Aufbau der Anwendung. Über den Baustein, der für die Bedienungsoberfläche zuständig ist, kann beispielsweise das Zulassungsland definiert oder das Kontrollschild erfasst werden. Ein weiterer Baustein ist für die Datenverwaltung zuständig, was die Zusendung der Quittung nach dem Kauf ermöglicht. Und über einen dritten Baustein, der mit dem Zahlungsdienstleister kommuniziert, kann die Zahlung ausgeführt werden. So setzt sich die E-Vignette zusammen.

Diese Bausteine (Microservices) stellen aber nicht nur die Funktionalität des Via Webshops bereit, sondern können auch für viele weitere Applikationen des BAZG genutzt werden. «Man kann die Bausteine modular nutzen und muss nicht immer alles neu entwickeln. Wird aber einer der Bausteine verändert, muss man auch dafür sorgen, dass die Elemente immer noch für alle passen» erklärt Dulio. Denn die E-Vignette ist nur ein Produkt im Via Webshop und hängt mit weiteren Produkten, Projekten und Entwicklerteams zusammen. Das macht die Struktur und Entwicklung anspruchsvoll aber auch effizient.

PI-Planning mit neun Personen mit Blick auf ein Kanban-Board

Zusammenarbeit im DevOps-Modus auf 0 km Distanz

Eine agile Arbeitsweise und DevOps-Methoden fördern die Flexibilität in der Entwicklung. Das Team Flix ist für die Entwicklung wie auch den stabilen Betrieb der E-Vignette zuständig. Continuous Integration und Deployment – also das regelmässige Einspielen von Versionen mit neuen Features ermöglichen eine flexible und rasche Weiterentwicklung des Systems. Diese Features werden dann on Demand released – und das ohne Wartungsunterbruch. Die Käufer/-innen im Via Webshop werden durch diese Releases nicht beeinträchtigt. Das ermöglicht es, jederzeit neue Optionen hinzufügen zu können. Mitte Januar 2024 wurde so auch die Zahlung auf Rechnung als Option ergänzt. Nebst der E-Vignette selbst wurde auch die Kontrollapp für den Zoll auf diese Weise entwickelt. Für die Kontrollapp der Polizei wurde eine Schnittstelle gebaut, die so die Kontrolle der E-Vignetten mit ihrer Software ermöglicht.

Um stetig zusätzliche Optionen ergänzen zu können, die für alle betroffenen Applikationen zielbringend sind, ist das Team Flix auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Und das nicht nur innerhalb des Teams, sondern auch mit anderen Entwicklerteams und den Mitarbeitenden am Zoll. Das Team Flix zieht an einem Strang – welche Mitarbeitenden dabei im BIT und welche im BAZG angestellt sind, spielt für ihr Verständnis als Team keine Rolle. «Wir arbeiten schon seit 2019 zusammen und schätzen den direkten Austausch. Deshalb sind wir mehrmals pro Woche gemeinsam vor Ort», sagt Peter. In PI-Plannings stimmen sie sich mit weiteren Entwicklerteams verschiedener Applikationen über Timing und Priorität von neuen Features ab. Auch mit den Mitarbeitenden am Zoll ist das Team Flix in direktem Austausch. Gemäss Alain fliessen die Erfahrungen und das Feedback direkt «von der Front in die Weiterentwicklung der E-Vignette und Kontrollapps» ein. Die enge Zusammenarbeit und der Einbezug aller Betroffenen ermöglicht es, die Anwendungen kontinuierlich zu verbessern und auf die verschiedenen Bedürfnisse zuzuschneiden.

*Alle 14 Teams des Agile Release Trains «Acziun» im Programm DaziT sind nach Pässen in Graubünden benannt. Das Programm DaziT hat zum Ziel die Zoll-, Abgabenerhebungs- und Kontrollprozesse zu vereinfachen, optimieren und digitalisieren.

Das ePortal ist eine Plattform für Online-Services der Bundesverwaltung auf die auch die breite Öffentlichkeit direkt Zugriff hat. Das ePortal ist eine zentrale Komponente für die Digitalisierung von Behördenleistungen und macht die Interaktion mit der Verwaltung einfacher, effizienter und benutzerfreundlicher.

BIT-Kontakt:

Alexandre Proca
Business Owner Customs & Border Security
Tel.: 058 461 89 50

Text und Foto: Joëlle Cirelli

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