«Reicht es für einen Sieg?»

Vom 7. bis am 8. November fand der BIT-Hackathon in der Titanic II statt. Die teilnehmenden Teams versuchten innerhalb von 24 Stunden ein Produkt zu entwickeln, welches die Jury überzeugt. Philippe Krüttli, Lernender im BIT, berichtet über seine Erlebnisse am Hackathon.

Soeben öffne ich die Tür zum InnoFloor im BIT-Gebäude Titanic II und betrete den Raum. Neugierig blicke ich mich um und sehe, dass das Organisationskomitee sich viel Mühe gemacht hat. Geradeaus sind fahrbare Gestelle mit Getränken und Snacks aufgestellt. Darüber hängt auf grossen, farbigen Zetteln das Wort «Hackathon» an Schnüren. Links bemerke ich die Bühne mit einem kleinen Bildschirm, der den Countdown bis zum Start des Hackathons zeigt. Dahinter ist die grosse Leinwand, auf der wir unsere Präsentationen zeigen werden. Vor der Bühne stehen zwei Tischgruppen mit Flipcharts, Bildschirmen und anderen Materialien. Hier werden wir in den nächsten 24 Stunden unsere Produkte entwickeln. Plötzlich fallen mir auch die vielen Lampen und Lichter auf, die normalerweise nicht im InnoFloor sind. Wir werden diese während der Nacht sicherlich gut brauchen können. 

Ich bin total gespannt auf den Event. Letztes Jahr konnte ich nicht mitmachen, da ich an einem Tag in der Schule war. Jetzt werde ich herausfinden, ob ich es schaffe, in der vorgegebenen Zeit etwas auf die Beine zu stellen. Beziehungsweise ob wir es schaffen, denn inzwischen treffen auch meine Kollegen und meine Kollegin vom Team «SillyCodeValley» ein. Wir kennen uns aus den Pausen und vom Mittagessen, aber in dieser Zusammensetzung haben wir noch nie gearbeitet. Eine weitere Herausforderung für uns alle. 

Da die Konkurrenz, Team «BierliBoys», auch eingetroffen ist, starten wir gleich.

Gruppenbild
Die Teams «SillyCodeValley» und «BierliBoys» treten gegeneinander an.

Los geht es

Bevor wir unsere Plätze an den Team-Tischen einnehmen, eröffnet Markus Hänsli, stellvertretender Direktor und Leiter Governance, den Hackathon. Er findet es toll, dass wir mit den Kunden zusammengekommen sind, um für sie etwas zu entwickeln. Ausserdem sei es wichtig, nicht immer nur im eigenen Gärtchen zu graben. So ein Event ermögliche es auch, voneinander zu lernen. Recht hat er. Zum Schluss bedankt er sich bei allen für die Arbeit, das Engagement und den Durchhaltewillen. Den Teams werden die Themen-Owner zur Seite gestellt und der Hackathon beginnt.

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Markus Hänsli, stellvertretender Direktor und Leiter Governance, begrüsst die Teilnehmenden.

Unser Themen-Owner ist von der Bundeskanzlei (BK) und heisst Michael Gautschi. Zu Beginn umreisst er die Problemstellung ganz allgemein. Die BK sucht nach einer Lösung, mit der sie festhalten kann, wo und bei wem sich Gegenstände und wichtige Dokumente befinden. Besonders bei der Ausleihe der Dokumente gibt es viele Medienbrüche, die man gerne abschaffen würde. Während seinen Ausführungen legen wir sofort die Anforderungen an ein mögliches Tool fest, damit wir möglichst viele Fragen aus dem Weg räumen können. Wir entscheiden, dass Status und Standort der Ressource erkennbar sein müssen. 

Ziemlich schnell gehen wir zur Entwicklung über. Dabei organisieren wir uns nach der Scrum-Methode. Damit ist das gesamte Team einigermassen vertraut. Unsere Sprints dauern 3 Stunden und wir achten darauf, dieses Zeitlimit einzuhalten. Wir arbeiten hauptsächlich auf dem Azure DevOps-Server, wo wir unseren lokal entwickelten Code hochladen. So ist die Versionsverwaltung immer gesichert. Die Planung führen wir auf Jira durch, denn wir wollen nicht, dass uns etwas untergeht und das gesamte Produkt nicht mehr weiterentwickelt werden kann.

Tatsächlich zahlt sich unsere Organisation schnell aus: das Frontend-Team kommt unglaublich gut vorwärts. Ich bin beruhigt, denn ein zügiger Start wird uns gegen Ende noch etwas Zeit zum Nachbessern lassen. 

Ich bin so sehr in meine Arbeit versunken, dass es mir nicht auffällt, wie die Zeit vergeht. Schnell dunkelt es ein und wir erhalten unser Abendessen. Es sind diverse Sandwiches, auf die wir uns alle hungrig stürzen. Während dem Essen fällt mir auch auf, dass die Stimmung im Raum wirklich gut ist. Wir sind alle total fokussiert. Klar ist der Konkurrenzgedanke da, aber der Umgang ist respektvoll und freundlich. So macht es doppelt Spass. 

Gestärkt gehen wir zurück an die Arbeit und ich bereite mich mental auf die lange Nacht vor. Mal schauen, ob mein Energievorrat bis am Ende reichen wird. Was das Essen anbelangt, muss ich mir zum Glück keine Sorge machen, denn um 10 Uhr erhalten wir einen vorgezogenen Mitternachts-Snack: Pizza. Das ist zwar fast schon ein Klischee, aber für uns gehört es doch dazu.

An Schlaf ist nicht zu denken

Nun ist die Nacht definitiv angebrochen und wir beginnen stärker auf unsere verbleibende Energie zu achten. Ich habe mir vor dem Hackathon überlegt, wie ich am besten meinen Koffein-Input regeln soll. Folgender Trick klappt bei mir: Immer wenn man einen Energy-Drink oder Kaffee trinkt, geht es zuerst besser bis man in ein Tief fällt. Ich achte darauf, gar nicht in diesem Tief anzukommen und trinke in regelmässigen Abständen wieder etwas Koffeinhaltiges. Grösstenteils funktioniert dies. Erst ab 4 Uhr morgens werde ich unglaublich müde. Ich kämpfe dagegen an, aber dauernd fallen mir die Augen zu. Gegen 5 Uhr zwinge ich mich aufzustehen. Ich marschiere aus dem InnoFloor und in Richtung Toilette. Dort angekommen wasche ich mir die Hände und das Gesicht. Auf dem Rückweg geht es mir schon merklich besser und bis ich am Team-Tisch angekommen bin, ist die Müdigkeit ganz weg. 

Um 7.30 Uhr haben wir wieder Besuch. Roger Zwahlen, Leiter Supportfunktionen, bringt uns Gipfeli zum Frühstück. Er setzt sich mit uns hin und wir erzählen ihm, wie es uns in der Nacht ergangen ist. Einige Personen haben sich ein bisschen schlafen gelegt, aber niemand ist lange weggeblieben. Die Abwechslung tut richtig gut und bringt wieder Morgenstimmung in den Raum. Voller Elan machen wir uns für den Endspurt bereit. 

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Roger Zwahlen, Leiter Supportfunktionen, bringt allen Gipfeli zum Frühstück.

Als wir im Laufe des Morgens dann beginnen, das Backend mit dem Frontend zusammenzuführen, stehen wir plötzlich vor einem Problem. Die Integration des Front- und Backends verläuft nicht korrekt. Wir haben die beiden Elemente zu lange nebeneinander entwickelt und nicht früh genug geschaut, wie wir sie aufeinander abstimmen sollen. Innerlich verdrehe ich meine Augen über diesen Fehler. Nächstes Mal müsste man beide Komponenten zusammen entwickeln. Aber das ist in diesem Moment nicht so wichtig, wir müssen das Bestehende in Ordnung bringen. Tatsächlich gelingt uns dies auch nach einigen Anläufen und wir können das User-Interface und die Logik ineinander integrieren. Da haben wir Glück im Unglück gehabt. 

Nach dieser aufregenden Episode erholen wir uns bei einem Teller Pasta. Es bleibt uns allerdings nicht viel Zeit, denn schon kommt unser nächster Gast vorbei. Dirk Lindemann, Direktor BIT, interessiert sich nicht nur für unsere Produkte. Er erkundigt sich auch nach den Prozessen, die wir für unsere Arbeit verwenden. Und natürlich möchte er wissen, wie wir unsere Probleme gelöst haben. Beide Teams geben ihm gerne zu allem Auskunft.

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Dirk Lindemann, Direktor BIT, besucht die Teams.

Der kurze Unterbruch hat uns allen noch einen letzten Motivationsschub gegeben, damit wir zu einem erfolgreichen Ende kommen. 

«And the winner is…»

Vor Kurzem ist die Jury eingetroffen. Sie setzt sich zusammen aus Claude-Alain Vannay (Leiter Informatik im GS-EDI), Norbert Zurwerra (Hauptabteilungschef a. i. in der Eidgenössischen Zollverwaltung), Marcel Leuenberger (Leiter Strategie & Planung im Informatiksteuerungsorgan des Bundes) und Adrian Baumann (Sicherheits-Officer III im BIT). Um 15.30 Uhr müssen wir unsere Produkte abgeben und sie präsentieren. Es bleiben uns noch einige Minuten, um die Präsentation noch einmal durchzuschauen. Unsere Redner haben die Aufgabe, ihr Produkt der Jury gut zu vermarkten. Langsam beginnt die Spannung zu steigen. 

Es ist 15.30 Uhr. Beide Teams haben ihre Prototypen abgegeben. Nun geht es ans Marketing. Unser Produkt heisst «RessourceRent» und regelt die Verwaltung und den Verleih von Ressourcen. Alle Ressourcen haben einen QR-Code, den man mit dem Handy einscannen kann. So kann man medienbruchfrei etwas ausleihen und der Status sowie der Standort sind immer bekannt. Gibt eine Person die Ressource weiter, muss die nächste Person den QR-Code auch einscannen. So wird auch ein Standortwechsel stets registriert. Zugegeben, der Prototyp funktioniert bei den Dokumenten erst in der Theorie. Ich hoffe, dass es die Jury trotzdem überzeugt. 

Danach sind die «BierliBoys» an der Reihe. Sie haben ein Datenbankdesign für ein neues Stellenbewertungstool entwickelt. Der Themen-Owner ist das Generalsekretariat VBS. Ich bin schwer beeindruckt von ihrer Leistung. 

Jetzt zieht sich die Jury zur Beratung zurück. Plötzlich werde ich unglaublich nervös. Reicht es für einen Sieg? Ich kann es gar nicht abschätzen. Glücklicherweise kommt da die Jury wieder und überbringt uns die frohe Nachricht: «RessourceRent» hat gewonnen. Ich bin wahnsinnig erleichtert und zugleich stolz auf das Team. Der erste Preis ist ein Fondue-Gutschein im Iglu für das gesamte Team und ein Gutschein über 50 Franken für jedes Teammitglied. Auch die «BierliBoys» gehen nicht leer aus. Sie erhalten denselben Gutschein zum Fondue-Essen und einen 20-Franken-Gutschein pro Person. 

Siegerfoto
Team «SillyCodeValley» trägt den Sieg davon.

Ich bin jetzt total kaputt und freue mich nur noch auf mein Bett. Zum Glück kann ich mich über das Wochenende erholen. Trotzdem: Ich würde auf jeden Fall wieder mitmachen. Man kann viel in dieser kurzen Zeit erreichen, denn man bleibt dauernd am Produkt dran. Natürlich bin ich auch erschöpft und muss mich erholen. Das Erfolgsgefühl ist trotzdem sehr motivierend.


BIT-Kontakt:

Daniel Knöpfli
ICT-Berufsbildner
Tel.
: 058 467 31 50

Text: Natalie Mudroch

 

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