Virtualisierte Anwendungen: mehr Flexibilität, weniger Restarts

Anwendungen hat das BIT bislang meistens lokal im Betriebssystem des Computers installiert. Bereits heute werden aber verschiedene Anwendungen wie z. B. KeePass den Benutzerinnen und Benutzern virtualisiert bereitgestellt – man spricht bei dieser Methode von Anwendungsvirtualisierung. Das bringt Benutzern mehr Flexibilität: Auch lästige Unterbrüche oder Restarts bei Updates von virtualisierten Anwendungen fallen weg. Der Anteil virtualisierter Anwendungen wird in Zukunft in der Bundesverwaltung zunehmen.

Haben Sie beim Benutzen der Anwendung KeePass oder dem VLC Media Player einen Unterschied zu anderen Programmen auf Ihrem Computer bemerkt? Wissen Sie, dass die beiden Programme nicht lokal auf Ihrem Computer installiert sind? Stattdessen stellt sie das BIT virtualisiert zur Verfügung. Man spricht bei dieser Technologie von Anwendungsvirtualisierung (App-V). Anwendungen sind nicht im Betriebssystem installiert, sondern werden den Benutzern stattdessen in einem eigenen, isolierten App-V-Ökosystem zur Verfügung gestellt. Die virtualisierten Anwendungen können das Betriebssystem zwar als Fundament lesend nutzen, aber keine Veränderungen vornehmen. «Für die Benutzer ist diese alternative Bereitstellung nur mit viel technischem Know-how erkennbar, da sich die virtualisierten Anwendungen nahtlos in das Arbeitsumfeld des Windows-Desktops einfügen», sagt Projektleiter Markus Christen.

Auch offline verfügbar

Die virtualisierten Anwendungen stellt das BIT als Anwendungspaket (App-V-Paket) auf einer zentralen Datenablage zur Verfügung. Beim Start werden die benötigten Datenfragmente aus der zentralen Datenablage beim BIT in das App-V-Ökosystem auf dem Computer geladen und dort aufbewahrt. «Sobald alle Datenfragmente einmal vollständig geladen sind, steht die virtualisierte Anwendung auch offline im vollen Funktionsumfang zur Verfügung», sagt Markus Christen. «In der Regel ist das wenige Minuten nach dem ersten Start der Anwendung der Fall.» Welche Anwendungen virtualisiert zur Verfügung stehen, sehen Sie, wenn Sie das Programm «BIT App-V Client Center» auf Ihrem Computer öffnen (siehe Abbildung).

Keine Unterbrüche und Restarts bei Updates von virtualisierten Anwendungen

Für die Benutzer bringen virtualisierte Anwendungen aber vor allem einen grossen Vorteil mit sich: Updates finden auf der zentralen Datenablage beim BIT statt, wo die App-V-Pakete abgelegt sind. Sobald eine Anwendung durch das BIT aktualisiert wird, beginnt das Update im App-V-Ökosystem selbstständig. Der Benutzer arbeitet solange mit der Vorgängerversion, bis er die Anwendung schliesst. Beim nächsten Aufstarten steht ihm bereits die neue Version zur Verfügung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine komplett neue Version oder nur um einen partiellen Ersatz einzelner Datenfragmente handelt. «Für die Benutzer fallen dadurch bei Updates von virtualisierten Anwendungen mühsame Unterbrüche und Restarts des Computers weg», so Markus Christen. «Einerseits, weil die Modifikationen erst stattfinden, wenn das betreffende Programm geschlossen ist, andererseits, weil am darunterliegenden Betriebssystem keine Veränderungen stattfinden.»

Die Benutzer bemerken die Aktualisierung in der Regel nicht. Es kann höchstens sein, dass der Start der Anwendung nach einem Update einen Moment länger dauert, da zuerst die neu benötigten Datenfragmente auf den Rechner geladen werden.

Software folgt dem Benutzer

Durch die relativ rasche Verfügbarkeit von virtualisierten Anwendungen ist eine lokale Installation nicht notwendig. Darum können sie statt einem Gerät, direkt einem Benutzer zugewiesen werden. Man spricht bei dieser Vorgehensweise von einem benutzer­zentrierten Ansatz (User Centered Approach): Virtualisierte Anwendungen können so den Benutzern folgen. Wenn sie sich an einem anderen Gerät anmelden, stehen ihnen die Anwendungen wie gewohnt zur Verfügung

In Zukunft vermehrt virtualisierte Anwendungen

Noch ist die Anzahl virtualisierter Anwendungen relativ klein, die meisten Programme sind nach wie vor lokal installiert. Das soll sich in Zukunft ändern: Das Informatiksteuerungs­organ des Bundes (ISB) hat in einem Teilstrategiepapier zur Softwarepaketierung und -verteilung festgehalten, dass künftig Anwendungen bevorzugt virtualisiert zur Verfügung gestellt werden sollen. Nur Lizenzfragen oder technische Hürden können einer Bereitstellung über App-V im Weg stehen.

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Im Programm «BIT App-V Client Center» sehen die Benutzer, welche Anwendungen virtualisiert zur Verfügung stehen.

Virtualisierung hat im BIT eine lange Tradition

Virtualisierung ist in der Bundesverwaltung nichts Neues. Bereits vor vielen Jahren hat das BIT Windows-Desktop-Arbeitsplätze in den Rechenzentren mittels Terminalservice-Technologie betrieben und den Benutzern virtuell zur Verfügung gestellt. Mit der Einführung von Windows 7 hat das BIT die Terminalservice-Technologie durch den Einsatz einer virtuellen Desktop-Infrastruktur (VDI) abgelöst. Heute arbeiten täglich tausende Mitarbeitende, z. B, bei der Eidgenössischen Zollverwaltung, mit einem virtuellen Desktop. Die Desktop-Virtualisierung ist nicht zu verwechseln mit der Anwendungsvirtualisierung. Bei der Desktop-Virtualisierung wird der gesamte Arbeitsplatz inklusive Betriebssystem im Rechenzentrum bereitgestellt. Über eine sichere Verbindung wird den Benutzern, meist auf einem sogenannten Thin Client, eine Spiegelung der Windows-Oberfläche angezeigt. Alle Eingaben über Tastatur, Maus, Mikrofon werden im Rechenzentrum verarbeitet. Auch Benutzer von Mobile VDI arbeiten mit einem virtuellen Desktop. Bei der Anwendungsvirtualisierung werden nur die Anwendungen virtualisiert bereitgestellt, das Betriebssystem ist weiterhin lokal auf dem Gerät installiert.


Autor: Daniel Wunderli

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